Ironman Hawaii 2022 VIII
Wettkampfbericht

Aloha zusammen,
wie von Jenny gestern schon angekündigt, schreibe ich dann auch noch einen Bericht zum Wettkampf.
Warnung: Ab hier wird es nerdig und sicher nicht ganz so lustig, wie als von Jenny vorgetragen. Also wem es so langsam reicht mit den Gansers auf Hawaii, der liest einfach nicht weiter.
Wer kennt das nicht, es gibt Tage, da meinst du, du kannst fliegen und dann gibts halt die anderen Tage. Kurioserweise sind bei mir immer die anderen Tage, wenn ich auf Hawaii starte. Meine Probleme sind, so bin ich zumindest der Meinung, die Zeitumstellung und die Hitze.
In Punkto Zeitumstellung habe ich mich deswegen mit Pr. Jörg Stehle zusammengeschlossen, der Spezialist in diesem Thema ist. Ich habe also von ihm einen Verhaltensplan incl. einer Blaulichtbrille bekommen, um meine innere Uhr möglichst schnell auf Hawaiizeit umzustellen. Klar, war dafür die Vorlaufzeit eigentlich zu knapp aber rein gefühlsmäßig, war es so gut wie noch nie. Ich bin gut eingeschlafen, habe gut geschlafen und war tagsüber nicht sonderlich müde. Danke dafür lieber Jörg!
Die Umstellung auf die Hitze ist sicher auch eine Zeitsache und sicher auch ein gewisses Naturell, was mir dann einfach nicht so liegt.
Am Wettkampfmorgen bin ich also nach einer guten Nacht voller Tatendrang erwacht. Frühstück mit süßem Brot und mitgebrachten Eszetschnitte und dann ging’s auch schon fast zum Start nach Kona. Durch die Wellenstarts, musste die Wechselzone schon um 6.20 geräumt sein, wobei mein Start erst um 7.40 war. 1:20min im Schwimmanzug um 7Uhr morgens draußen rum zu stehen, wäre bei uns zu Hause sicher ein Problem. Hier ist es dann schon so warm, dass der Schwimmanzug erst kurz vor dem Start zu gemacht wird.
Vom Schwimmen hatte ich eigentlich keine großen Erwartungen, aber es lief echt gut und nach 1h7min war ich wieder am Pier. Man würde meinen durch die Wellenstarts gäbe es nicht so viele „Schlägereien“ unterwegs, was aber eher das Gegenteil war. Nach 10min sind wir in die vermeintlich viel langsameren älteren Altersklassen vor uns rein geschwommen und ab dem Wendepunkt haben uns die ganz jungen Wilden dann teils überschwommen. Aber kein Vorwurf an den Veranstalter, irgendwie muss man es ja machen und jedem Recht machen, geht halt nicht.
In der Wechselzone hatte ich wahrscheinlich den schlechtesten Platz von allen Startern. Zwar müssen alle den selben Weg machen, aber da es keine Bikecatcher mehr gibt, musste ich den Weg halt mit Rad machen und stand dann auch prompt im Stau.
2018 war das Radfahren ein absoluter Witz, da hier ja Riesenpulks durch die Gegend fuhren und es keinen interessierte. Daher war ich sehr gespannt, wie es nun ablaufen würde.
Es war kein Vergleich zu 2018, weil es viel fairer war. Klar, wird es auf so einer Strecke bei dieser Leistungsdichte nie fair zu gehen und der ein oder andere hat es sicher auch darauf angelegt, aber es war relativ normal. Es war praktisch eine lange Schlange, mit nicht immer dem richtigen Abstand, aber keine Tour de France Pulks.
Mist, auch hier kann ich mir keine Ausrede zurecht legen.
Ich wollte in diesem Jahr in gar keinem Fall überziehen und so hatte ich Vorgaben meines Coaches Mario und im Kopf habe ich mir vorgestellt, dass ich einfach so fahre, als wenn ich eine schön Sonnntagstrainingsrunde drehe. So bin ich dann los und habe trotzdem die meisten überholt, wurde aber auch von ein paar überholt. In der Regel, hätte mich das aufgeregt und ich hätte vermutlich die Schlagzahl erhöht, diesmal nicht, bin einfach ruhig weiter. So nach 120km habe ich dann was aufgedreht und konnte noch einiges wieder gut machen. 5h8min sind jetzt wirklich keine Glanzleistung, besonders wenn man bedenkt, dass ich auch schon mal ne gute halbe Stunde schneller gefahren bin. Klar, es war heiss und da der Wind mittags häufig dreht, war es mehr Gegenwind als andersrum, aber ist das nicht immer hier so….?
Aber so war halt der Plan und wenn jetzt ein schneller Lauf folgen würde, dann wäre alles perfekt.
Na ja, es blieb dann bei dem Plan, denn es wurde kein schneller Lauf. Die ersten Kilometer bin ich dann locker los und das Tempo war mit so 5min/km auch o.k.
Jedoch merkte ich, dass sich das nicht gut anfühlte und so wurde ich einfach immer langsamer. Im Kopf war immer die nächste Verpflegungszone, wo ich mich immer hin gekämpft habe. Dort bin ich dann geplant gegangen, habe viel getrunken, viel gekühlt und hatte dann jedes Mal Probleme überhaupt wieder los zu Laufen. Es war halt unerträglich heiß.
Unterwegs hatte ich noch Probleme mit meinem Fuß und konnte teils kaum auftreten. Aber ehrlich, wenn dir bei so einem Wettkampf nichts weh tut, dann ist was schief gelaufen.
Mehr schlecht als Recht bin ich dann nach 4h10min ins Ziel gekommen. Die Gesamtzeit war mit 10h40min passabel. Was tatsächlich sehr komisch ist und sicher auch eine Ursache hat, die ich mir im Moment nicht erklären kann, aber sicher einen Grund hat. Ich hatte während des Marathons einen Durchschnittspuls von 163. Einen solchen Pils habe ich normalerweise noch nicht ohne Vorbelastung auf einem Tempodauerlauf?
Ziel war ja Daylight Finisher zu werden. Keine Ahnung, was da zählt, die Sonne war so 1min unter gegangen, aber es war noch taghell. Wir drehen es uns dann so wie es passt
Wer mich nun kennt, weiß dass ich damit sicher nicht zufrieden war. Aber ihr werdet es nicht glauben, ich war und bin zufrieden.
Nach meiner „Herz OP Geschichte“ im Februar war so viel in Frage gestellt und das ich dann im Herbst wieder hier in Hawaii bin, hätte ich nicht gedacht. Ich habe ja schon einige kurze Wettkämpfe in diesem Jahr gemacht, mit denen ich allesamt zufrieden war und ich glaube teils waren die auch echt gut. Aber so ein Ironman auf Hawaii ist halt ne andere Hausnummer und ich hatte im Kopf immer so ein bisschen „Angst“. Jetzt hoffe ich, dass ich dieses Gefühl beiseite legen kann und freue mich auf kommende Herausforderungen. Jenny, schrieb wohl was von „nie wieder“? Da es keine Zeugen gibt und ich mich nicht mehr an alles von gestern erinnern kann, schauen wir mal, was da so alles noch kommt.
Ein Riesen Dankeschön, für euer Mitfiebern, Daumendrücken und eure motivierenden Kommentare und natürlich an meinen persönlichen Ghostwriter.
Aloha,
der von Jenny so getaufte Gansernator





